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Stammesherzogtum: Kern und Erweiterungen |
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Wiener Hofburg, Münchner Residenz |
[1] Die Geschichte der bairischen Ost-Kolonisation ist ebenso faszinierend wie vielschichtig, und schwer in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Eine Skizze:
Der Machtbereich des bairischen Stammesherzogtums erstreckte sich im 6.-8. Jahrhundert bis zur Region zwischen Traun und Enns im heutigen Oberösterreich. Einer weiteren Expansion nach Osten standen fast 250 Jahre lang die Awaren im Weg: ein aus Zentralasien stammendes Reitervolk, das ab 568 die pannonische Tiefebene inklusive des Wiener Beckens kontrollierte. Der Sieg Karl des Großen über die Awaren 796 löste einen ersten bairischen Siedlungssschub donaubabwärts aus (die Awaren verschwanden anschließend aus der Geschichte—praktisch spurlos).
Mit den Ungarneinfällen ab 899 erlitt Baierns Ostexpansion einen schweren Rückschlag: die neu gewonnenen Gebiete gingen wieder verloren. Ein zweiter Wendepunkt kam 955 mit dem Sieg des kaiserlichen Heeres Ottos des Großen über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg. Die Magyaren zogen sich daraufhin nach Westungarn zurück, was bairischen Siedlern erneut erlaubte, sich entlang der Donau nach Osten auszubreiten—und diesmal dauerhaft. 976 belehnte Kaiser Otto II. die Babenberger mit der Markgrafschaft Ostarrichi: der Kernzelle des späteren Österreich.
In der Gegend südöstlich Baierns hatten sich im späten 6. Jahrhundert im Zuge der awarischen Expansion slawische Stämme niedergelassen: die awarischen Fürsten ('Chagane') setzten slawische Siedler oft gezielt ein, um ihren Herrschafsraum abzusichern. Um 600 enstand das slawische Fürstentum Karantien mit Herrschaftszentrum in der Nähe des heutigen Klagenfurt.
In den folgenden Jahrzehnten empfand Karantien die Awaren jedoch zunehmend als Bedrohung. Um das Jahr 740 bat Karantenfürst Borouth deshalb den Baiernherzog Odilo um Schutz—den jener auch gewährte, allerdings um den Preis der Anerkennung bairischer Oberherrschaft. Kurze Zeit später begann die bairische Besiedlung Karantiens, angeführt von christlichen Missionaren aus den Bistümern Regensburg, Freising, und—vor allem—Salzburg. Die Zuwanderung setzte sich auch fort nachdem Karl der Große 788 Baiern und Karantien dem Frankenreich angegliedert hatte. Der immer geringer werdende slawische Bevölkerungsanteil wurde schrittweise assimiliert: aus Karantien wurde Kärnten.
[2] Mit Ausnahme des 'Rupertiwinkels': Salzburgs Besitzungen links der Salzach wurden Bayern zugeschlagen, darunter Laufen (heute Landkreis Berchtesgadener Land) und Waging (Landkreis Traunstein). Benannt ist der Rupertiwinkel nach Salzburgs Stadtheiligem Rupert, der um 700 im Auftrag der bairischen Herzöge das Bistum Salzburg gründete.
- 'Sprachen und Dialekte in Bayern und Österreich': eigene Arbeit
- 'Der bairische Sprachraum': Stifterhaus - stifterhaus.at/forschung/sprachforschung/dialekte-in-ooe/bairisch
- 'Stammesherzogtum: Kern und Erweiterungen': Maximilian Dörrbecker (wikimedia commons)
- 'Innviertel': unknown author (wikimedia commons)
- 'Wiener Hofburg': bwag (wikimedia commons)
- 'Münchner Residenz': MagentaGreen (wikimedia commons)